Jugendfest Villmergen | 29.6 bis 1.7.2018

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«Im Atelier bin ich oft sieben Tage die Woche anzutreffen. Und geht's länger in die Ferien, sammelt sich eben da Material an». Brigitte «Furi» Hundt in Ihrem Atelier an der Kirchgasse.

Furi Hundt, künstlerische Leitung am JUVI 2018

«Die Wagenbauer, die sind der Hammer»

Es ist nicht einfach, Menschen für ein «künstlerisches Konzept» zu begeistern. Doch das Villmerger Jugendfest 2018 ist auch hier eine Ausnahme: Brigitte «Furi» Hundt ist als künstlerische Leiterin ein absoluter Glücksfall. Das Festmotto #zweimalig hat längst eine spannende Eigendynamik im Dorf entwickelt. Vor allem aber hat «Furi» die Gabe, andere Menschen für Kunst zu begeistern.

Eine Wohlerin als künstlerische Leiterin des Villmerger Jugendfests – das hätte noch vor Jahrzehnten für träfe Sprüche gesorgt, auch wenn die legendäre Rivalität der beiden Gemeinden immer von einem Augenzwinkern begleitet wurde. Doch abgesehen davon wohnt Furi Hundt seit 25 Jahren an der Kirchgasse, und das Villmerger Dorfbild ohne das Haus der Familie Hundt ist inzwischen auch irgendwie undenkbar.

Vom Freiamt nach Genf und wieder zurück

Furi Hundt ist in Wohlen aufgewachsen und hat da die Schulen besucht. Nach einigen Jahren in Bremgarten zog sie für längere Zeit nach Genf. Noch heute ist sie an Wochenenden oft in der Westschweiz anzutreffen. Sogar die damalige WG wurde in einem Haus in Leysin/VD quasi nochmals gegründet, und man trifft sich bis heute regelmässig mit den Familien der ehemaligen WG-Gschpändli.

Über eine künstlerische Karriere hatte Furi lange gar nie nachgedacht. Diese entwickelte sich quasi von selber. «Ich begann mit der Spraydose Aufträge zu erledigen. Hin und wieder sprayten wir auch ohne Auftrag», erinnert sie sich schmunzelnd. Die Sujets waren Totenköpfe, Fledermäuse oder der Bandname auf der Jeansjacke der Rocker.

«Ich wollte nie Künstlerin werden, aber ich habe mein Umfeld schon immer angemalt.»

Als Teenager wurde Furi immer häufiger angefragt, ob sie «solche Kleider oder Möbel» auch für andere gestalten würde. So verdiente sie ihr erstes Geld. Das Herstellen von Skulpturen war damals überhaupt kein Thema, im Gegenteil: «Wie kann man nur… das braucht viel zuviel Platz und die Sachen verstauben anschliessend».

Die Tätigkeit als «richtige» Künstlerin begann erst einige Jahre später. Als Siebdruckerin arbeitete Furi vier Jahre bei Camille Bauer in Wohlen. Parallel besuchte sie Kurse in dreidimensionaler Gestaltung. Dann war das erste Kind unterwegs, und «das mit dem Künstler fing irgendwie an».

Die Arbeit mit Kindern

Überhaupt: Kinder spielen eine zentrale Rolle in Furis Leben. Sie ist nicht nur dreifache Mutter, sondern hat immer wieder auch Schulklassen in ihrem Atelier zu Besuch. Da wird hantiert, gelötet, geklebt und gemalt – genauso wie Furi es sich als Kind selber gewünscht hätte.  Zwar wollte sie als Knirps auch mal Lehrerin werden. «Aber eigentlich nur, weil mir das Schrieben auf der Wandtafel so gefallen hat».

Doch später im Zeichenunterricht hatte Furi Mühe mit den strengen Vorgaben, wie genau etwas auf Papier auszusehen hat: «Ich habe gelitten, dass ich den Apfelbaum nicht mit Schnörkeln zeichnen durfte». Wohl auch darum ist Furi Hundt heute gerührt, wenn sich Kinder ein paar Tage nach dem Atelierbesuch erkundigen, ob sie eventuell an einem freien Nachmittag nochmals vorbeischauen dürfen und dann bei der «Arbeit» ganz einfach die Zeit vergessen.

Die Leute auf Ideen bringen

Und jetzt 2018 die künstlerische Leitung des Villmerger Jugendfests. Furi Hundt ist seit Monaten mit der Vorbereitung beschäftigt. Als besonders bereichernd erlebt sie die Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlichster Herkunft. Gerade auch mit Personen, die dem Konzept «Upcycling» zu Beginn eher skeptisch gegenüberstanden. Doch oft entwickeln sich gerade aus solchen Begegnungen langjährige Bekanntschaften.

«Mich reizt der Gegendruck sogar irgendwie, er ist wichtig für meine Arbeit»

Ein grosses Anliegen ist Furi der Einbezug der Schüler und Wagenbauer. #zweimalig soll keine Arbeit von Furi Hundt sein, obwohl sie durchaus genug Ideen hätte. Vielmehr spornt sie die Teilnehmer an, eigene Ideen einzubringen. Wer etwa eine Idee für eine neue Sitzgelegenheit aus gebrauchten Gegenständen hat, soll sie unbedingt einbringen können.

Inzwischen haben die Vereine mit dem Bau der Wagen angefangen. Was bisher daraus entstanden ist, übertrifft die Erwartungen. «Alle sind unheimlich motiviert». Mehr zum den Wagenbauern übrigens schon bald an dieser Stelle. Oder noch früher per JUVI-Newsletter.